Montag, 13. Januar 2014

Episode #17: Die Panzer-Wampe

Poah ey! Ich hab mal wieder einen rechten 'Gump' genommen und kann Euch nun schon einen fast fertigen Brustpanzer meines vorstellen! Die Blechbearbeitung dieses Rüstungsteils hat mir nun lange Zeit einiges an Kopfweh und Sorgen bereitet, aber nun da ich es ausprobiert habe ist mir schon viel wohler. I can see clearly now, the rain has gone...

Ok, also was hab ich gemacht um einen Brustpanzer zu bauen:

Die einzelnen Lamellen (Ihr erinnert Euch: die hab ich mir aus 2mm-Stahlblech auslasern lassen...) habe ich erst grob halbrund vorgebogen. Dadurch erhielten sie zwar eine dem Körper entlang verlaufende Form, passen aber untereinander nicht komplett aufeinander, da sie immer noch in der Vertikalen flach waren.

Angefangen bei der untersten Lamelle begann ich daher, diese leicht mit einem abgerundeten Holzhammer auf meinem Holzblock (extra dafür mit einer flachen Mulde versehen...) in eine bauchige Form zu treiben.

Dies benötigte ein paar Durchgänge in der sich Treiben und anschliessendes Abflachen in die umgekehrte Richtung (wir wollen die Lamellen ja nicht zuuuu bauchig) mit Fäustel auf Amboss, bis die unterste Lamelle die optimale Form erhielt.

Dann wurde die zweitunterste Lamelle gebogen und natürlich auch getrieben, bis sie nun perfekt hinter die unterste Lamelle passte. Sobald die beiden Lamellen aufeinander passten habe ich mit meinem Stanzwerkzeug je drei Löcher gestanzt (links, mittig und rechts, jeweils 7mm unterhalb vom oberen Rand der unteren Lamelle), durch die ich mittels Cleco-Klammern die Platten temporär miteinander verbinden konnt.

Ja, Clecos sind eine feine Sache und unverzichtbares Werkzeug! Diese Klammern kann man mit einer Spezialzange öffnen, den Stift der Clecos durch ein 3mm Loch stecken (z.B. durch zwei zu verbindende Platten): Beim Lösen der Zange öffnet sich der Stift und hält den Cleco wie eine Niete fest in der Platte! Und as dauert nur 2 Sekunden! Alternativ müsste ich jedes Mal eine Schraube mit Mutter verwenden - was wesentlich länger geht und viel fummeliger ist - für Anpassarbeiten bei denen man ständig fixieren und lösen muss wär das viel zu nervig!

Mit verschiedenen Hämmern konnte ich nun die beiden verbundenen Platten weiter bearbeiten, bis sie wirklich sauber und Lückenlos aufeinander passten.

Dieser ganze Vorgang wurde nun für alle Lamellen wiederholt - hierbei musste ich aber gut darauf achten dass der ganze Brustpanzer schön symetrisch blieb und nicht auf die eine oder andere Seite 'verreiste' - hier war ständig etwas Einsatz von Gummihämmern, Zerren & Biegen und leichtem Fluchen notwendig...

Neben den 8 Lamellen wurden dann noch die Munaita (Endplatte oben, an der dann später beim Anziehen die Schulterriemen befestigt werden) sowie die beiden Wakiita (geschwungene Platten zum Schutz der Achselhöhlen) geformt und befestigt. Schliesslich wurden noch die restlichen Löcher für die Nieten gebohrt, und der Panzer ist nun bereit für die Verfeinerungsarbeiten (Glätten der Dellen, Einarbeiten der abgewinkelten Ränder, Verschleifen des Ganzen...).

Hier ein paar Eindrücke der involvierten Arbeitsschritte - demonstriert am Beispiel der Wakiita-Platte:
Hier sieht man nun eine Wakiita-Platte für unter die Achseln (FL steht hier für Front Links) auf meinem Holzblock, wo ich sie mit dem Holzhammer in eine leicht gebogene Form treibe...

Wenn sie einigermassen auf den bereits montierten Panzer passt, wird sie mittels Klemmzange mal grob positioniert...

...und dann nach Entfernen der für die nächsten Schritte störenden Clecos und Schrauben etwas stabiler fixiert.

Nach Durchboren einiger Löcher und Verschrauben der Teile haben wir nun die Wakiita sauber montiert!

Was nun am Anfang bloss wabblige Stahlstreifen waren, hat sich durch das Verbinden untereinander in einen massiven, schier unkaputtbaren Panzer verwandelt! Ein heisses Teil...



Donnerstag, 9. Januar 2014

Episode #16: Lord Helmchen...

Natürlich könnte ich selber versuchen, einen Japanischen Kabuto-Helm zu bauen, aber dies ist das wohl schwierigste Teil an der ganzen Rüstung (mal abgesehen von der Gesichtsmaske Menpo...), und ich werde mich erst später daran wagen wenn ich mir etwas mehr Metallbearbeitungserfahrung angeeignet habe.

Zum Glück bin ich aber nicht alleine auf der Welt min solchen Visionen: Mykaru-san - oder Michael Peters wie er in echt heisst - hat sich sein Hobby zum Beruf gemacht und baut in seinen Black Hydra Armouries Helme und andere Rüstungsteile für so Spinner wie mich.

Normalerweise liefert Mykaru-san fertige Rüstungsteile, aber ich habe ihn angefragt ob er mir nach meinen Spezifikationen auch nur die unbemalten, nicht zusammengebauten Einzelteile eines Kabutos, also Helmschale Hachi und Lamellen des Nackenschutzes Shikoro, fertigen würde, was er auch gerne gemacht hat.

Als 'Bezahlung ' hab ich ihm im Gegenzug einen modernen Körperpanzer beschafft, der in den USA nicht erhältlich ist und den er dann an seinen Schlachten unter der eigentlichen Rüstung tragen will um ihn vor den übelsten blauen Flecken zu schützen (Michael ist aktives Mitglied der SCA - Society for Creative Anachronism: diese Typen hämmern mit nachgebauten Rüstungen und (stumpfen) Waffen in echt aufeinander ein!).

Was ich gekriegt habe sind nun die Bauteile eines sogenannten Hineno-Zunari, eines Helmes also der grob aus drei Kopfschalen besteht, die miteinander vernietet sind. Das Ganze umfasst wie eine Art Stirnreif ein Stahlband Koshimaki, an dem einerseits der Nackenschutz Shikoro und andererseits auch die Fütterung des Helmes fixiert werden.

Zunaris sind im 16ten Jahrundert aufgekommen, im sogenannten Sengoku-jidai-Zeitalter, der "Zeit der kriegsführenden Lande". In dieser für die Japanische Geschichte extrem wegweisenden Epoche bekriegten sich die vielen verschiedenen Clans massiv, bis sie dann von Oda Nobunaga, dem grossen Reichseiniger, und Tokugawa Ieyasu (wird schliesslich der erste Tokugawa-Shôgun und war Vorlage für Yoshi Toranaga in James Clavell's berühmten Buch 'Shôgun') und Toyotomi Hideyoshi vereint wurden. In dieser blutigen Zeit wurden riesige Heere aufgestellt, und deshalb wurden die Rüstungen so entwickelt, dass sie schnell, einfach und billig hergestellt werden konnten. Massenware sozusagen - und genau sowas soll auch meine Rüstung darstellen: eine 'Standardrüstung' eines normalen, niedrigrangigen Samurai des Sengoku-jidai...

Hier nun ein paar Eindrücke der noch unbehandelten (im Moment von Mykaru-san noch mittels Salatöl vor Korrosion geschützten) Teile meines Kabuto:
Hachi meines Hineno-Zunari. Beim Hineno ist im Gegensatz zum Etchû-Zunari die Visierplatte über der rechteckigen Platte die von vorne nach hinten verläuft angebracht. Beim Etchû ist das umgekehrt...
Auf der Innenseite sieht man gut wie die drei Hauptschalen miteinander vernietet sind.

Die Lamellen des Shikoro werden dann irgendwie so befestigt.


Detail der untersten Shikoro-Lamelle: die Ränder sind umgebogen, was der Lamelle einerseits eine grössere Stabilität verleiht, andererseits aber auch dekorativer wirkt!
Als nächste Schritte bei meinem Helm werden dann die Löcher für die Verschnürung der Schürze und des Futters gestanzt, die Helmoberfläche mit Hammer, Spachtel und Schleifpapier verfeinert, und das Ganze dann schliesslich in mehreren Schichten schwarz lackiert und schliesslich zusammengebaut...

Mittwoch, 8. Januar 2014

Intermezzo: Was inzwischen geschah...

Woah! Ein ganzes halbes Jahr ist seit meinem letzten Eintrag verstrichen!!!

Ich hoffe Ihr denkt nicht ich hätte mein Rüstungs-Projekt entmutigt in die Ecke geschmissen. Weit gefehlt: ich bin noch voll dran, hatte aber bis zu den Weihnachtsferien schlicht zu wenig Zeit um mich richtig reinzuknien, denn es gab grosse und absolut grossartige Veränderungen im meinem Leben!

Also in UNSEREM Leben, sollte ich ja sagen, denn...

1) ...im Juli haben ich, Julius und Vera ein tolles Miethäuschen gefunden...
2) ...das wir im Juli an uns gerissen haben...
3) ...weshalb wir August und September diverse Umzüge geplant und vorbereitet haben...
4) ...wonach wir schliesslich im Oktober von Binningen und Muttenz nach Reinach umgezogen sind...
5) ...und haben uns hier nun ein tolles, gemütliches Heim aufgebaut!

Das ist doch mal was, oder?!?

Auch im Bereich Rüstung hat sich aber im Hintergrund wieder was getan: abgesehen davon dass ich in unserem trauten neuen Heim einen Hobbyraum mit gut ausgerüsteter Werkstatt eingerichtet habe, liess ich mir auch von einem Amerikanischen Spezialisten von Black Hydra Armories die Roh-Teile eines Zunari-Kabutos fertigen, die ich nun nach Lust und Laune verfeinern, 'finishen' und zu meinem Helm zusammenbauen kann!

Und genau dies wird das Thema des ersten 'echten' Blogeintrags zu meinem Rüstungs-Blog dieses Jahr - soon comes Episode #16...




Meine kleine, feine Werkstatt...
...komplett mit grossem Holzblock
für Dengelarbeiten, Ambösschen und
einem Haufen Hämmer!