Freitag, 12. Juli 2013

Episode #15: Maskenball

Wieder mal ein wertvolles Schnäppchen ergattert!

Auf Ebay hab ich in Japan eine Rohbau-Gesichtsmaske menpo günstig ersteigert! Das Tolle daran: die Maske ist eben nicht fertig, sondern nur blanker Stahl und Messing, und ich kann sie nach Lust und Laune für mein Rüstungsprojekt anpassen!

So ist es denn auch geschehen - respektive ich bin gerade dabei, die Maske zu lackieren und eventuell auch mit Schnauz und Bart zu verzieren:

 
Grimmasse unmittelbar nach dem
Auspacken: Arrrrrrghhh!!!!!        


Die Maske wurde erst mal innen mit Rostschutzfarbe
(in Rostrot - wie clever ist das denn!) ausgesprayt.
Hier das abnehmbare Nasenteil...                        

Die Aussenseite wurde zwischenzeitlich
schwarz lackiert (hier der Gesichtsteil  
ohne Nase), und wird als nächstes     
innen wie aussen mit robustem         
2-Komponenten Klarsichtspray          
versiegelt.                                    



Dienstag, 11. Juni 2013

Episode #14: Man kann es immer besser machen...

Ah, schon zwei Events habe ich dieses Jahr mit meiner alten Rüstung absolviert, nämlich die beiden MPS-Spektakel in Bad Säckingen und in Weil am Rhein! Als nächstes ist dann Karlsruhe dran, auch dies noch mit der "roten", denn die neue schwarze Rüstung braucht noch einiges an Arbeit und wird wohl erst auf die Saison 2014 fertig.

Immerhin erlauben meine aktuellen Erfahrungen mit der alten Rüstung meine Eigenbau-Rüstung besser und optimierter zu designen und zu bauen. Hier mal ein paar Punkte die ich bei meinem Design anpassen und somit den Tragkomfort wie auch das Aussehen massiv verbessern werde:



(1) Shikoro: Die Nackenschürze des alten Helmes ist viel zu gross und kommt zu weit runter! Dies führt dazu dass die unterste Lamelle sich oft zwischen den beiden Schulterpanzern verkeilt so dass ich meinen Kopf kaum bewegen kann! Ich renn dann jeweils schlacksig rum wie C3-PO ("We're doomed..."), und das wollen wir ja nicht...

(2) Sode: meine Schulterpanzer werden enganliegender als die grossen, fast vertikalen Platten der alten Rüstung, und sollen dem Schulterverlauf besser folgen! Auch dies soll mir mehr Kopffreiheit geben und authentischer aussehen.

(3) Maedate: die Helmverzierung ist ja schon cool, aber man verkeilt sich damit immer in den Zeltdächern, wenn man mal an einem Stand was anschauen will. Vielleicht verzichte ich vorerst mal auf Helmzierrat, oder designe zumindest was was gut 'unten durch ' kommt...

(4) Kote: meine jetzigen Armpanzer sind viel zu kurz, und deshalb ist meine Armfreiheit eingeschränkt und vor allem die Handrückenpanzer sitzen einfach nie wo sie sollen! Also: richtig dimensionieren!

(5) Men yoroi: Die Gesichtsmaske Menpô mit anhgehängtem Kragen (6) sieht ja fein aus, und man kann damit super Leute erschrecken! Andererseits schränkt das ganze Geplämpel wie auch die Nackenschürze die Kopfbewegungsfreiheit stark ein - und stört ungemein beim Knutschen (7)... Ich werde deshalb wohl das ganze aufteilen in Halsschutz Nodawa und einfacher abnehmbare Maske. Muss mich noch erkundigen ob das auch authentisch ist und so praktiziert wurde. Naja, man muss auch nicht immer päpstlicher sein als der Papst. Oder shôgunischer als der Shôgun...

(8) Natürlich wird der Brudtpanzer genau auf meinen Körper abgestimmt! Ich sag jetzt aber pointiert nicht ob mehr oder weniger gedengelt werden muss...

(9) Odoshi: ich werde speziell auf eine gute, stabile Verschnürung achten müssen! Die billigen China-Schnürsenkel sind nach gut einem Jahr schon recht ausgeleiert und die Schürzen und so wärden länger und länger und zeigen z.T. schon vereinzelte Zwischenräume! Also sauber und straff verschnüren - vielleicht stabilisier ich sogar mit etwas Leder - das hilft auch gegen Geklapper...

Kampfwertsteigerung schon vor dem eigentlichen Bau?!? Also fast wie beim Gripen E...

Montag, 27. Mai 2013

Episode #13: Zweite Hämmerung

Ha! ich könnte mich an die Metallbearbeitung gewöhnen!

Heute hab ich vor dem Nachtessen schnell ausprobiert, wie man ein fukurin macht...

"Fukurin" ist nicht etwa ein japanisches Fluchwort, sondern ein aus einem Metallstreifen gefertigter Rand auf einem anderen Metallteil.

Eingesetzt wurden fukurin früher vor allem um dekorativ bedruckte Lederstücke an Metallplatten der Rüstung zu befestigen indem das leder durch den Metallrand auf die Platte geklemmt wird. Später verzichtete man oft auf das Leder, setzte die fukurin aber noch ein um - ebenfalls der Dekoration wegen - einer Metallplatte etwas mehr Struktur zu geben.

Die Herstellung eines solchen Randes wurde in den einschlägigen Foren als recht knifflig beschrieben, aber es geht eigentlich auch überaschend einfach: Man schneidet sich eine ca. 1cm breiten Streifen eines weichen Metalls (in meinem ersten versuch nahm ich Kupfer, wenn's ernst wird werde ich Messing verwenden) und falte den in der Mitte um ein U-förmiges Teil zu erhalten. Dieses U steckt man dann auf die verzierende Stahlplatte und hämmert es fest!

Ganz einfach bei geraden Stücken, etwas pröbeln muss man aber wenn man um 'ne Kurve muss - wie zum Beispiel bei den Endplatten meiner sode-Schulterpanzer. Aber auch das scheint gut zu funktionieren!

Die 'echte' Variante wird dann an beiden Enden des fukurin noch kleine Verbreiterungen des Streifens haben: durch diese Flugelchen und die Platte darunter wind ein kleines Loch gebort und das fukurin mit einem feinen Metallstift sicher vernietet, damit es nicht wegspringen kann.

Kupfer-fukurin an meiner sode-Endplatte - mal
versuchsweise...
Also langsam hab ich die Techniken zusammen!

Brauch ich nur noch einen schallgedämpften Raum in dem ich so richtig loshämmern kann... Hat irgendwer Zugang zu 'ner Gummizelle?

Montag, 6. Mai 2013

Episode #12: Erste Hämmerung...

Pfüh, schon wieder über zwei Monate her seit meinem letzten Eintrag - aber keine Angst, ich bin nicht (nur...) faul rumgelegen, sondern wieder ziemlich weiter gekommen!

Abgesehen davon dass ich mir eine Nähmaschine zugelegt und bereits an meiner Rüstung rumgeschneidert (der Bericht dazu folgt noch), weitere Teile designed und wieder viel rumexperimentiert habe, habe ich nun auch ein Grossteil des benötigten Materials für Brustpanzer sowie die Schulterpanzer sode und die Schürzen kusazuri zusammen! Nun kann ich also so richtig mit dem eher brachialen Teil des Rüstungsbaus beginnen: Stahlbearbeitung!

Die Teile für die Lamellen des sowie die geschwungene Endkappe der sode habe ich wiederum per CAD gezeichnet und laserschneiden lassen, während ich für die geraden Lamellen der anderen Elemente einfach Streifen von Stahlblech in der benötigten Breite (68mm) und einem Meter Länge beschafft habe, die ich mit meinen Werkzeugen problemlos auf die benötigten Längen kürzen kann...

Hier ein paar Impressionen:

Dies eine Zeichnung der Teile für die Vorderseite des ...
...und hier die Rückseite...
...was zusammen Stahlblech von ziemlich
genau 10kg für den ganzen Brustpanzer
entspricht!
Und hier das Resultat der allerersten Hammer-
schläge an meiner Rüstung: der untere Rand
der sode-Endplatten muss umgefalzt werden...
Auf den umgefalzten Rand der oben gezeigten Endplatte wird dann später - nach sauberer Verarbeitung des Metalls und Stanzen einiger Löcher für Nieten und Schnüre - die oberste Panzerplatte der sode angenietet. Der Geschwungene Teil der hier nach links schaut steht also schlussendlich senkrecht von der Schulter nach oben (und soll meinen Hals ein wenig vor mich-köpfen-zu-wollenden Schwertstreichen schonen...) , während die oberste sode-Platte dann horizontal von den Schultern absteht.

Hey, das Bearbeiten des Stahlblechs geht überaschend gut! Ich arbeite bei den unterschiedlichen Schritten mit einem kleinen 10kg-Amboss, verschiedenen Hämmern und einem Schraubstock, und prügle so den Stahl in die gewünschte Form. Es ist noch etwas Einarbeit und einiges an Feinschliff nötig, aber das kommt gut!

Stahlblech kann aber nicht nur gehämmert, sondern auch gepresst werden um es in die gewünschte Form zu bringen. Diese methode setze ich bei meinen Plättchen für den Oberschenkelpanzer haidate ein, wo ich etwa 60 Plättchen möglichst die gleiche Form geben will. Dazu nehme man ein paar Alu-Winkel, drei halbrunde Messing-Stäbe und einen Schraubstock:

Platte leicht einklemmen und sauber ausrichten...

...ein paar kräftige Kurbelungen am Schraubstock...

...und - tadaaa - fertig ist ein fertiges haidate-
Panzerplättchen!
Das Formen der Plättchen für die Armpanzer (die werden nicht winklig wie die oben gezeigten, sondern rundlich gebogen) hab ich mir noch eine skurilere Methode ausgedacht (und bereits erfolgreich getestet): aus Jasskarten (!!!) hab ich mir die gewünschte Plattenform zusammengesetzt (also die Karten flach aufeinander aber so gegeneinander verschoben dass sich eine 'Öffnung' bildet), die Karten untereinander gut verleimt, und habe so nun eine Lehre in die ich die Platten einsetzen und mit dem hammer in diese Form reindengeln kann!

Unbearbeitete (links) und bearbeitetes kote-Plättchen zusammen
mit der Jasskarten-Lehre...
 Klar hätte ich die Lehre auch aus einem Stück Holz herausschleifen können, aber das wäre aufwändiger und ungenauer gewesen. Mit dem kartentrick lassen sich einfach auch kompliziertere Lehren fertigen! 

Nicht vergessen: wenn's blöd aussieht, aber funktioniert, dann ist's nicht blöd...   = )
 

Donnerstag, 21. Februar 2013

Episode #11: Dunkle Ketten

Meine lasergeschnittenen Panzerplättchen scheinen zu gefallen - ich hatte jedenfalls ein interessiertes Echo im Rüstungs-Forum in den USA. Es gibt sogar Leute die sich dafür interessieren, solche Platten (v.a. die kleinen sechseckigen kikkô) zu beziehen!


Es sind dabei auch noch Fragen aufgetaucht zu meinem Kettenmaterial und zur Weiterverarbeitung der Plättchen, daher hab ich ein paar Bilder gemacht, und die teile ich hier auch mit Euch:



So hämmere ich die kikkô-Plättchen in die benötigte Tellerform:
rauf auf den Klotz, rundes Ende des Ingenieurhammers drauf,
und mit einem zweiten Hammer feste druff gehaut!
Kettenpanzer-Teile können eingefärbt werden indem man sie sprayt,
oder aber - wie hier - mehrfach in Leinsamenöl taucht und nachher
abfackelt, wodurch eine dunkle Oxydschicht auf der Metalloberfläche
entsteht.
Hier ein Vergleich zwischen unbehandeltem und mittels oben erklärtem
"Schwarzbrennen" behandelten Ketten. Mal noch schauen wie's mit
Sprayen aussieht...




Mittwoch, 20. Februar 2013

Episode #10: Ninja Turtle

Hey, meine gelaserten Plättchen sind eingetroffen! Jetzt hab ich also einiges zu tun und es geht wieder voran mit den Armpanzern kote und nun neu auch mit den Knieschonern tateage und dem Panzermäntelchen manchira! Mittlerweile wirds auch farblich interessanter...

Hier aber mal was mir Meyer Blech-Technik AG hübsches rausgelasert hat (siehe auch die CAD-Zeichnung der Plättchen im letzten Blogeintrag):

Die Plättchen für kikkô-Brigandine, haidate-Oberschenkelpanzer
und kote-Armpanzer. Das Massband ist in Zoll, denn die Bilder
sind für ein in den USA angesiedeltes Japanrüstungs-Forum
gemacht...
Während ich nebenbei die Produktion vom Kettenpanzer für Arme und Schenkel wieder aufgenommen habe (ich pausierte um auf die Platten zu warten), habe ich nun auch (tief in der Nacht *gähn*) mit den brandneuen sechseckigen kikkô-Plättchen experimentiert.

Kikkô bedeutet 'Schildkröte' und bezeichnet im Japanischen Rüstungsbau ein Material, das aus vielen sechseckigen Plättchen besteht die zwischen zwei Stofflagen eingebunden sind. Solches in Europa als Brigandine (nein, das ist nicht die Frau des gallischen Schmieds und Rüstungsbauers Automatix...) bekanntes Material ist sehr flexibel, bequem zu tragen und bietet trotzdem mässigen Schutz vor Schnittwunden, nicht aber vor Stichen, da Klingen und Pfeile leicht zwischen den einzelnen Plättchen die Rüstung und den Typen darin perforieren kann.

Die japanische Brigandine-Variante kommt oft recht farbenfroh daher, denn erst werden die Plättchen mit einer kreuzförmigen Verschnürung fixiert und dann mit einer doppelten Bahn Garn sechseckig abgegrenzt - und dies oft in kontrastreichen Farben. Bei mir wird's orangegelbes Fixierungsband und gelbes Sechseck auf nachtblauem Grund. In dieser Art und Weise werden die Knieschoner tateage sowie das Mäntelchen manchira, das unter der Rüstung getragen wird und die heiklen Achselhöhlen und den Hals schützen sollen, ausgebildet.

Trägerstoff für Knieschoner tateage mit darauf angeordneten
kikkô-Plättchen...

Einzelnes kikkô-Plättchen mit versuchsweise mal durch-
geschlauftem Bändel. Ein Plättchen misst ca. 15x17mm...

Kleiner "Blätz" mit meinem ersten kikkô-Versuch! Ist noch
etwas unregelmässig, aber wenn ich auch auf der Vorder-
seite sauber vorzeichne gehts dann schon!

Die Herausforderung beim Ganzen ist, einen 5mm breiten Schnürsenkel durch nicht nur ein 2.5mm grosses Loch auf der Platte, sondern auch noch durch zwei Lagen Stoff zu pfriemeln, ohne dabei das Gewebe so zu verletzen dass die Stabilität darunter leidet. Ich hab das erfolgreich geschafft indem ich den Senkel ganz eng verdrehe und in diesem Zustand mit Sekundenkleber tränke und trocknen lasse. Nachhher zwicke ich das Ende der Schnur ab, spitze den mit Sekundenkleber gehärteten Teil leicht an und hab presto eine Nadel mit der ich durch alles durchkomme wo ich durch muss! Zumindest wen ich den Stoff mit einer Ahle erst vorsichtig loche...

Und eben, auch Kettenarbeit ist wieder gefragt! Hier ein  Versuchsmuster für die haidate: Pro Oberschenkel gibts drei Bahnen à 10 Plättchen, die mit Ketten zusammengemacht und auf den Stoffteil der haidate genäht werden. Die Plättchen werden dabei senkrecht angeordnet.

Erstes Muster zweier Zeilen von Panzerplatten für haidate-
Oberschenkelpanzer. Die Plätttchen werden vor dem
endgültigen Einbau noch halbrund in Form gedengelt und
schwarz lackiert...
So viele Platten, so wenig Feierabend...   = (





Montag, 14. Januar 2013

Episode #9: Tradition

Es wird konkreter und konkreter! Mittlerweile hab ich eine tolle Handlochstanze, 'ne Hebelblechschere, kann nieten, weiss was ich will...

Brauch ich aber etwas Material!

Damit ich im Moment weiterkomme lass ich mir vorerst mal drei unterschiedliche Plattentypen fertigen: Stahlplatten für Armpanzer, für Oberschenkelpanzer und für Knie- und Schulterpanzer mach' ich mir nicht selbst, sondern lasse sie in alter traditioneller Art und Weise mittelalterlich authentisch Laserschneiden!

Traditioneller Holzschnitt (ca. 16.Jh.)einer
hikari setsudan  bei der Arbeit mit dem Laserskalpell
Ich weiss es ist im Allgemeinen nicht weit bekannt, aber die Japaner haben schon vor Jahrhunderten die Laserschneidetechnik erfunden und perfektioniert! Die berühmte Shikashi inazuma-Technik des Meisters Gojira no Gensô (1399-1467) wurde vor allem von über viele Jahre ausgebildete Hofdamen, den hikari setsudan (Licht-Schneiderin) ausgeübt. Für den für dieses Verfahren sehr hohen Energiebedarf wurden grosse Lafmühlen für speziell gezüchtete Riesennager namens hamtaro jikkô gezüchtet. Diese sind aber später leider alle - wohl wegen Kreislaufproblemen - ausgestorben, so dass heute der für das Laserschneiden benötigte Strom halt aus der Steckdose geholt werden muss.

Ok, hier nun aber die drei Platten die ich mir für mein Projekt designed hab: Links die schmalle Panzerplatte für den Oberschenkelpanzer haidate (davon brauch ich etwa 60 Stück), in der Mitte die etwas breitere Platte für den Armpanzer kote, von denen ich bloss etwa 20 brauche (Ihr erinnert Euch an die Kupfer-Platzhalter aus Episode #8? Genau da kommen die dann rein - deshalb auch die vielen Löcher für die Kettenringe...), und schliesslich rechts ein paar der sechseckigen kikkô-Plättchen, die  zwischen zwei Stoffschichten genäht werden und somit einen Brigandinen-Panzer bilden der zum einen an den Knien und zum anderen an Schultern/Achseln/Hals zum Einsatz kommen. Hiervon brauche ich satte 750 Stück. So in etwa. Wird viel Arbeit, sieht dann aber wegen dem Schildkrötenartigen Muster echt fein aus!


In einer nächsten Phase - die ich schon fleissig am vorbereiten bin - werden dann auch noch die  geschwungenen Lamellen für den Brustpanzer und für den Helm ausgeschnitten...