Freitag, 2. November 2012

Episode #3: One Ring to bind them...

Bei den Europäischen Kettenpanzern ist ein Ring jeweils mit vier bis acht anderen Ringen verbunden, wodurch ein sehr starkes, von oben gesehen eigentlich mehrschichtiges Kettengeflecht entsteht. Zum Teil sind die Ringe sogar doppelt gehalten, was einen noch besseren Schutz  - und noch grössere Kosten - bedeutet. Und dann waren die einzelnen Ringe oft noch mit einer Mini-Niete geschlossen (was bei den Japanern sehr selten war), was das Ganze auch nicht einfacher macht: Ein Kettenhemd mit einem doppelringigem 1-in-8 Muster und genieteten Ringen verschlang gerne mal 1 Jahr für die Herstellung!  Kein Wunder nennt man sowas "King's Mail"...

Zum Glück haben die Japaner Kettenrüstungen etwas anders eingesetzt und deshalb auch einfacher gebaut: Hier waren die wichtigsten Schutzelemente der Rüstung die lackierten, miteinander verschnürten Stahl- und Leder-Schuppen und die Kettenpanzer kusari wurden nur kleinflächig als zusätzlicher Schutz von speziell beweglichen Körperstellen (am prominentesten sicher an den Armpanzern kote) und als Verbindungsmaterial zwischen Panzerplatten eingesetzt. Tja, die Kriegsführung war halt unterschiedlich: während in Europa die Waffen sehr schwer waren und (sagen wir mal) hauend-hackend wirkten, waren die Japanischen Waffen leichter und und eher aufs Schneiden ausgelegt. Einem Schlag mit einem hiesigen Zweihänder hält ein kusari sicher nicht stand, einem Schnitt mit einem katana schon eher.

Eben, japanische Kettenrüstung war leichter, feingliedriger und viel lockerer aufgebaut: während bei typischen westlichen Kettenrüstungen die Ringe alle gleich ausgerichtet waren und flach aufeinader lagen respektive ineinander verhänkt waren, wechselten sich bei den Japanischen kusari (meist) grössere, flach liegende Ringe mit kleineren, vertikal stehenden, oft ovalen Gliedern ab. Diese senkrecht stehenden Ringe waren oft aus zwei feineren, miteinander verschweissten Drähten gefertigt (was ich mir aber nicht antue).

Ich habe nun die Herstellung von Japanischen Kettenpanzern ausprobiert und dabei mit unterschiedlichen Ring-Grössen und -Formen und unterschiedlichen Drahtstärken gearbeitet, um schliesslich auszuwählen mit welcher Variante ich fahren will. Als Muster habe ich hierbei immer kaushi-gusari verwendet, ein Typ bei dem in regelnässigen Abständen jeweils Flächen von 2x2 flachen Ringen ausgelassen wurden. Diese freien Stellen waren etwa an den Ellbogen-Innenseiten angebracht und erlaubten nicht nur eine grosse Beweglichkeit sondern waren auch noch sehr dekorativ.

Hier meine drei Varianten:


1) Rechts oben mein allererster Versuch bei dem die flach liegenden Ringe 1.2mm Drahtstärke hatten, während die vertikalen, runden Verbindungsringe 1.0mm aufweisen. Beide Ringtypen haben einen  Innendurchmesser von 4mm. Das Geflecht wirkt sehr dicht und grob - und zudem eigent sich das Material der flachen, dicken Ringe (verzinkter Stahl) nicht für nachträgliches Schwarzbrennen um eine dunkle, korrosionsbeständige Oberfläche zu erhalten.

2) Die zweite Variante, links oben, besteht nun aus 1.0mm-Federstahl und ist somit schwarzbrennbar. Hier habe ich mit dem Ringdurchmesser gespielt: Die flachen Ringe haben einen Innendurchmesser von 5mm, die vertikalen Verbindungsringe (immer noch rund) bloss 4mm.

3) Die dritte Variante (links unten) schliesslich besteht ebenfalls aus 1.0mm-Federstahl und auch hier sind die flachen Ringe innen 5mm gross, aber hier sind im Gegensatz zur Variante 2 die vertikalen Verbindungsringe oval: Indem ich kurze Würmer mit 4mm Innendurchmesser (etwa 2cm resp. ca. 20 Ringe lange Würmer - was länger ist lässt sich kaum flachdrücken - Federstahl halt...) vor dem Scheiden im Schraubstock von 6mm auf 4mm gequetscht habe. Das mit diesen ovalen Ringen gefertigte kaushi-gusari sieht nun schon sehr authentisch aus: von etwas weiter weg betrachtet wirken jeweils die aus vier grossen und vier kleinen Ringen bestehenden Quadrate wie sehr grosse Ringe, was sehr nett aussieht!

Ich denke für meine erste Rüstung (uff, soweit sind wir schon: ich denke schon über mehrere Rüstungen nach...) nehme ich die Variante 3!

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